Ganz früher war eine Kassette ein verschließbares Kästchen, in dem Wertsachen aufbewahrt wurden. Heute sind Kassetten flache Zeitkapseln, die gut in eine Handfläche passen. Auf ihrem magnetischen Band kann man kostbare Momente festhalten und in einer fernen Zukunft wieder in Erinnerung klingen lassen.
Eine Woche lang trafen wir, das sind Silja (50), Alvaro (39), Charlie (29), Lotti (30), Elea (16), Skye (17), Chris (15) und Jan (15) uns jeden Nachmittag in der Thikwa Werkstatt, um gemeinsam das Erzeugen und Aufnehmen von Klängen und den Kiez um uns zu erforschen. Wenn sehende und nichtsehende Menschen zusammenkommen, werden alle anderen Sinne hellwach. Wie ertasten wir einen gepflasterten Weg mit einem Blindenstock? Wie dirigieren wir ein Konzert im Dunkeln? Wie beschreiben wir jemanden, der sich selbst noch nie gesehen hat? Was dürfen wir eine fremde Person fragen? Wie fotografiert eine blinde Künstlerin? Unser Zusammensein wurde zu einem kostbaren Zeitraum, in dem wir die ganz verschiedenen Arten und Weisen, unsere Mitwelt wahrzunehmen und sich in ihr zu bewegen, teilen und kennen lernen durften. Auf einer Kassette halten wir den hörbaren Abdruck dieser gemeinsamen Zeit fest, die vor allem in uns selbst gespeichert bleibt. In einer Ausstellung teilen wir unseren gemeinsamen Prozess, in dem wir voneinander lernen und aufeinander achten. Dadurch gestalten wir eine Welt mit, in der wir unserem Gegenüber empathisch begegnen und in echten Austausch treten können.
Das Projekt wurde gefördert von Durchstarten – Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung.
Mit der Unterstützung von nbw – Nordberliner Werkgemeinschaft, Thikwa Werktstatt für Theater und Kunst, Polyrama Museum für Lebensgeschichten und Ida Nowhere.